Photovoltaik statt Ackerbau? Warum immer mehr Eigentümerinnen und Eigentümer umdenken
Photovoltaik statt Ackerbau? Angesichts von Klimawandel, Preisdruck und politischen Unsicherheiten entdecken immer mehr Landwirte die Vorteile von Solarpacht. Der Artikel zeigt, warum die Umwidmung landwirtschaftlicher Flächen für PV-Anlagen wirtschaftlich sinnvoll ist – und welche Chancen sie für die Energiewende bietet.
Die Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland sind in Sorge. Genährt werden ihre Sorgen von der Politik, der Wirtschaft, dem Klimawandel, der Digitalisierung, der Nachfolgefrage. Vor allem kleinere Betriebe kämpfen ums Überleben: Einerseits steigen die Kosten – andererseits sinken die Erlöse. Die Landwirtinnen und Landwirte setzen auf Strategien wie die Direktvermarktung ihrer Produkte, um unabhängiger von Großhandel und Weltmarkt zu werden. Immer mehr eröffnen sich eine zusätzliche Einnahmequelle, indem sie auf ihrem Land Photovoltaik statt Ackerbau betreiben. Warum die Flächeneigentümerinnen und -eigentümer umdenken? Diese Frage beantworten wir hier.
Landwirtschaft braucht Land zum Bewirtschaften – doch der Boden ist eine begrenzte Ressource
Für Landwirtinnen beziehungsweise Landwirte sind ihr Grund und Boden ihr wichtigstes Gut. Mit „Grund und Boden“ ist laut dem Paragrafen 94 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB)
· das Grundstück selbst
· alle Sachen, die fest damit verbunden sind, beispielsweise Gebäude und Nebengebäude, Zäune,
· sowie Erzeugnisse des Grundstücks gemeint, soweit sie mit dem Boden in Zusammenhang stehen, was bei Bäumen, Sträuchern und sonstigen Pflanzen der Fall ist.
Der Boden bildet die Grundlage landwirtschaftlicher Arbeit – oft ist er die einzige Ressource, mit der die Landwirtinnen beziehungsweise Landwirte überhaupt wirtschaften können. Anders als Industrie- oder Dienstleistungsbetriebe können landwirtschaftliche Betriebe ihren wichtigsten Produktionsfaktor jedoch nicht beliebig erweitern oder ersetzen: Die Fläche und damit der Boden ist begrenzt.
Für die nur begrenzt verfügbare Ressource Boden gilt zudem: Boden ist nicht gleich Boden. Stattdessen variiert die Qualität des Bodens. Sie hängt unter anderem maßgeblich von der Bodenart, dem Nährstoffgehalt, der Wasserspeicherfähigkeit und auch der Topografie ab. All diese Faktoren bestimmen, welche Erträge mit einem Boden überhaupt möglich sind.
Diese natürliche Begrenztheit führt dazu, dass viele landwirtschaftliche Betriebe immer wieder vor der Frage stehen, wie sie den Ertrag der Fläche erhalten oder besser noch: steigern können. Klassische Optionen zur Ertragssteigerung sind der Einsatz moderner Technik, präzisere Dünge- und Anbaustrategien oder die Umstellung auf besonders ertragreiche Kulturen. Wobei die wachsenden Erwartungen der Verbraucherinnen beziehungsweise Verbraucher an die Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktion und Produkte einer Intensivierung der Flächenbewirtschaftung meist entgegensteht. Und wer statt auf intensive Landwirtschaft auf Sonderkulturen wie Beeren, Kräuter oder Arzneipflanzen setzt und sich davon höhere Erlöse erhofft – der muss auch mit erhöhtem Aufwand rechnen. Außerdem sind diese Kulturen oft empfindlich, so dass ihr Anbau mit einem größeren wirtschaftlichen Risiko einhergeht.
Photovoltaik statt Ackerbau – was heißt das überhaupt?
Auf der Suche nach neuen Einkommensquellen erwägen Landwirte und Landwirtinnen zunehmend das Verpachten ihrer Flächen für Photovoltaikanlagen. Gerade für Flächen mit mittlerer oder schwacher Ertragskraft kann die Nutzung für die Erzeugung von Solarstrom wirtschaftlich interessanter sein als der klassische Ackerbau.
Wenn Landwirtinnen beziehungsweise Landwirte ihre landwirtschaftlichen Flächen nicht mehr für den klassischen Ackerbau, sondern für die Energiegewinnung verpachten, ist von einer Umwidmung der landwirtschaftlichen Nutzung die Rede.
Statt Weizen, Mais oder Zuckerrüben „wachsen“ auf den Feldern dann große Photovoltaik-Anlagen, die mit ihren Solarmodulen Sonnenlicht (Lichtenergie) in Strom (elektrische Energie) umwandeln. Die Landwirtinnen beziehungsweise Landwirte verzichten damit auf die landwirtschaftliche Erzeugung von Produkten auf diesen Flächen und deren Vermarktung. Stattdessen sichern sie sich Pachteinnahmen. Damit verändert sich nicht nur der betriebliche Alltag – das Ganze hat auch Auswirkungen auf die regionale Landwirtschaft, das Landschaftsbild und die gesamte Energiewirtschaft. Welche Veränderungen Photovoltaik statt Ackerbau im Einzelnen nach sich zieht – erfahren Sie im Folgenden.
Wir sind eine Plattform, die beide Seiten zusammenbringt: einerseits diejenigen, die Flächen besitzen, die sich für den Bau von Photovoltaik-Freiflächenanlagen eignen, und andererseits diejenigen, die nach solchen Flächen suchen, um die Anlagen zu errichten und zu betreiben. In dieser Rolle wissen wir, was beide Seiten antreibt – sowohl die Landwirtinnen beziehungsweise Landwirte als auch die Solarakteurinnen beziehungsweise Solarakteure. Auf den Punkt gebracht, schildern uns die Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland ihre aktuellen Sorgen so:
1. Politische und wirtschaftliche Entscheidungen verunsichern: Ständig werden sie mit neuen Auflagen konfrontiert. Oft haben sie wenig Planungssicherheit, was Gesetze und Förderungen angeht.
2. Bürokratie nimmt immer mehr Zeit in Anspruch: Sie haben immer mehr Papierkram zu erledigen.
3. Wirtschaftlicher Druck wächst: Die Preise für Betriebsmittel wie Dünger, Energie und Maschinen steigen, aber die Erlöse für ihre landwirtschaftlichen Produkte bleiben niedrig oder schwanken stark.
4. Auswirkungen vom Klimawandel werden heftiger: Extreme Wetterereignisse wie Dürren, Starkregen oder Spätfröste nehmen zu und bedrohen die Ernten. Auch das erschwert eine verlässliche Planung.
5. Flächenkonkurrenz nimmt zu: Immer mehr Flächen gehen für Wohnbebauung, Straßenbau oder Energieprojekte verloren. Infolge dessen steigen die Pachtpreise steigen extrem, insbesondere kleine und mittlere Betriebe haben es schwer, ihre Erträge mit hinzu gepachteten Flächen zu steigern.
6. Gesellschaftliches Ansehen der Landwirtschaft bröckelt: Viele Menschen haben inzwischen ein negatives Bild von Landwirtschaft, gerade, wenn es um Tierhaltung oder Pflanzenschutz geht. Es fehlt an Wertschätzung.
7. Hohe Erwartungen an Nachhaltigkeit der Produktion: Seitens der Verbraucherinnen beziehungsweise Verbraucher wachsen die Erwartungen an nachhaltig produzierte landwirtschaftliche Erzeugnisse. Wer sie erfüllen will, braucht in der Regel mehr Platz und Zeit.
8. Ungeklärte Nachfolge: Weniger junge Menschen wollen einen landwirtschaftlichen Betrieb übernehmen, weil die Zukunftsaussichten ihnen zu unsicher sind. Auch in der eigenen Familie ist die Nachfolge immer häufiger fraglich.
9. Technologischer Wandel versetzt in Zugzwang: Die Digitalisierung umfasst alle gesellschaftlichen Bereiche – auch vor der Landwirtschaft macht sie nicht halt (Stichwort: „Smart Farming“). Aber: Die digitale Technik ist teuer. Die Landwirtinnen beziehungsweise Landwirte fragen sich, ob die Investition in smarte Maschinen wirklich den erhofften Vorteil bringt.
10. Weltmarkt und Globalisierung: Hiesige Landwirtinnen beziehungsweise Landwirte können preislich oft nicht mit Erzeugerinnen beziehungsweise Erzeugern aus Ländern konkurrieren, die weniger strenge Standards für die landwirtschaftliche Produktion haben. Aber: Die Preise werden auf dem Weltmarkt gemacht.
Photovoltaik statt Ackerbau – was bringt das?
Die Entscheidung, eine ihrer landwirtschaftlichen Flächen an Solarakteurinnen beziehungsweise -akteure zu verpachten, damit diese darauf eine PV-Freiflächenanlage (auch Solarpark genannt) errichten und betreiben, bedeutet für viele Landwirtinnen beziehungsweise Landwirte einen großen Schritt. Dieser bringt Vorteile mit sich und stellt die Beteiligten zugleich vor Herausforderungen. Im Folgenden zeigen wir Ihnen die wichtigsten betriebswirtschaftlichen und gesamtgesellschaftlichen Vor- und Nachteile der Flächenumwidmung Photovoltaik statt Ackerbau auf.
7 sichere betriebswirtschaftliche Vorteile
· Langfristige und stabile Einnahmen
Das Verpachten ihrer Flächen für Solarparks bietet Landwirtinnen beziehungsweise Landwirten eine verlässliche Einkommensquelle über einen Zeitraum von 20 bis 40 Jahren – über diesen Zeitraum laufen üblicherweise die entsprechenden Solarpachtverträge. Die Pachtzahlungen sind in der Regel vertraglich festgelegt und unabhängig von landwirtschaftlichen Ernteerträgen oder Marktpreisschwankungen.
· Höhere Pachteinnahmen im Vergleich zur traditionellen Landwirtschaft
Besonders bei weniger ertragreichen Böden können die Pachteinnahmen aus einem Solarpachtvertrag deutlich höher ausfallen als die Gewinne, die mit Ackerbau erzielt werden. Die Solarpachterträge liegen um ein Vielfaches über den herkömmlichen Pachterträgen. Mit welcher Solarpacht Sie rechnen können, lesen Sie in unserem Blogbeitrag „Solarpark Pachteinnahmen (FAQ): Antworten auf die 30 wichtigsten Fragen zur Pacht“.
· Diversifizierung des Einkommens
Mit einer Solarpacht diversifizieren landwirtschaftliche Betriebe ihre Einkommensquellen. Dies kann insbesondere in Zeiten von Unsicherheiten im Agrarsektor von Vorteil sein. Zumal die Solarpacht vergleichsweise stabile Einnahmen bedeutet (siehe Vorteil 1).
· Niedrigere Betriebskosten dank Eigenverbrauch von Solarstrom
Je nachdem, wie der Solarpachtvertrag ausgestaltet ist, besteht für die Landwirtinnen beziehungsweise Landwirte, die ihre Fläche für Solar verpachten, die Möglichkeit, einen Teil des auf der Fläche erzeugten Solarstroms direkt selbst zu verbrauchen. Der Eigenverbrauch senkt die Stromkosten für den landwirtschaftlichen Betrieb. Denn die Gestehungskosten von Solarstrom sind zusammen mit Windstrom von Windrädern an Land die geringsten überhaupt. Somit spart jede Kilowattstunde Solarstrom, die eine Kilowattstunde Netzstrom ersetzt, bares Geld.
· Doppelte Flächennutzung – doppelte Erträge
Die Pächterin beziehungsweise der Pächter errichtet auf der von Ihnen gepachteten Fläche meist einer herkömmliche Photovoltaik-Freiflächenanlage. Das heißt, dass die Fläche anschließend meist nur energiewirtschaftlich bewirtschaftet wird. Anders sieht das ganze aus, wenn auf der Fläche eine spezielle Agri-Photovoltaikanlage läuft. Diese ist so installiert, dass die Fläche zugleich landwirtschaftliche bewirtschaftet werden kann. Der entsprechende Agri-PV-Pachtvertrag schreibt fest, wie Sie als verpachtende Landwirtin beziehungsweise verpachtender Landwirt die Fläche bewirtschaften dürfen und welche extra Bezahlung Ihnen dafür zusteht.
In welcher Art und Weise Sie die Standortfläche des Solarparks landwirtschaftlich „beackern“, das hängt davon ab, wie die Agri-PV-Anlage technisch aufgebaut ist. Dank einer hohen Aufständerung beispielsweise können Sie den Boden unter den Modulreihen bepflanzen oder beweiden lassen, zum Beispiel von Schafen, Ziegen, Geflügel oder Bienen.
In unseren folgenden Beiträgen hier auf dem Blog informieren wir Sie ausführlich zur Agri-PV:
Ein herkömmlicher Solarpark, der auf einer zuvor intensiv landwirtschaftlich bewirtschafteten Fläche installiert wird, bringt dem dabei meist ausgemergeltem Boden eine natürliche Erholungsphase – nicht vergessen: die Pachtzeit beläuft sich auf mehrere Jahrzehnte! Während dieser Jahre wird die Fläche weder gepflügt noch gedüngt. Sie bleibt stattdessen naturbelassen und wird höchstens oberflächlich bearbeitet: Grünflächen und Streuobstwiesen werden gemäht oder beweidet. Die „Auszeit“ verbessert die Bodenstruktur – der Boden kann sich auf ganz natürliche Weise regenerieren.
· Artenvielfalt steigt
Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die Artenvielfalt (Biodiversität) auf den Standortflächen von Solarparks zunimmt – und ebenso auf den angrenzenden Flächen. Die derzeit weltweit umfangreichste Untersuchung zu Artenvielfalt in Solarparks auf Landwirtschaftsflächen kam zu dem Schluss, dass Solarparks keine Gefahr für die Artenvielfalt darstellen, sondern diese vielmehr fördern würden. Das gelte demnach nicht nur für Agri-PV oder besondere „Biodiversität-Solarprojekte“, sondern auch für ganz normale, sorgfältig geplante und umgesetzte Freiflächenanlagen. Der Grund: Diese Anlagen würden Strukturen in einer strukturarmen Landschaft schaffen – auch innerhalb der Parks entstünden laut der bundesweiten Feldstudie viele kleinteilige Lebensräume für unterschiedliche Arten. Fledermäuse beispielsweise würden das offenbar gern mögen – ganz im Gegensatz zur verbreiteten Annahme, dass Fledermäuse von den Ultraschallemissionen der Anlagen vergrämt würden. Ähnliches gelte für den häufig beschworenen „Lake effect“. Damit ist gemeint, dass Vögel und Insekten die Solarmodulfelder angeblich mit Wasserflächen verwechseln würden. Dies sei laut der Studie ein Effekt, den es nicht gebe, gleichwohl er einen Namen habe.
Den hier genannten 7 Vorteilen von Photovoltaik statt Ackerbau stehen unter Umständen auch Nachteile gegenüber, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen.
Mögliche betriebswirtschaftliche Nachteile
Als mögliche Nachteile von Photovoltaik statt Ackerbau lassen sich diese ausmachen:
· Verlust landwirtschaftlicher Produktionsfläche
Das Umwidmen von landwirtschaftlichen Flächen, die ehemals Ackerland waren, in Solarparks, bedeutet den Verlust von Flächen für den Anbau von Nutzpflanzen, die den Bedarf der Gesellschaft an Lebensmitteln, Futtermitteln und Energiepflanzen decken. Dies kann insbesondere bei hochwertigen Böden zu einem Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion führen.
· Steuerliche Konsequenzen
Die Pachteinnahmen aus einer Solarpacht gelten als Einkommen und müssen entsprechend versteuert werden. Dies kann die Steuerlast des landwirtschaftlichen Betriebs erhöhen. Ausführlich informieren wir Sie zum Thema Steuern und Solarparks in unseren folgenden Beiträgen:
Solarpachtverträge sind in der Regel langfristig angelegt. Das heißt, dass die verpachteten Flächen über Jahrzehnte nicht für andere Zwecke genutzt werden können. Das schränkt die Flexibilität des Betriebs mitunter ein und sollte deshalb wohlbedacht sein.
· Bürokratische Hürden
Die Genehmigung und Umsetzung von PV-Freiflächenanlagen kann erheblichen bürokratischen Aufwand bedeuten, auch wenn die deutsche Regierung die Genehmigungsprozesse verschlankt und die Genehmigung erleichtert hat. Insbesondere für kleinere Betriebe kann so ein Projekt dennoch eine bürokratische Herausforderung darstellen.
Photovoltaik statt Ackerbau – das hat nicht nur Auswirkungen für den landwirtschaftlichen Betrieb, sondern für die Landwirtschaft und Energiewirtschaft generell. Deshalb werfen wir im Folgenden einen Blich auf die gesamtgesellschaftlichen Vor- und Nachteile dieser Flächenumwidmung.
Gesamtgesellschaftliche Vorteile
· Beitrag zur Energiewende
PV statt Ackerbau – das Nutzen der landwirtschaftlichen Flächen als Standorte für Solarparks trägt zur Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien an der gesamten Energieerzeugung bei und unterstützt somit die nationalen Klimaziele, die da lauten: Deutschland will bis zum Jahr 20245 klimaneutral sein.
· Effiziente Flächennutzung mit Agri-PV
Spezielle Agri-PV-Anlagen ermöglichen die Doppelnutzung von Flächen – sowohl für die Landwirtschaft als auch für die Energiewirtschaft. Dies führt zu einer effizienteren Nutzung der begrenzt verfügbaren Flächen und entspannt die Flächenkonkurrenz.
· Schaffung von Arbeitsplätzen
Der bundesweite PV-Ausbau schafft Arbeitsplätze: Denn die großen PV-Freiflächenanlagen müssen geplant, gebaut und gewartet werden.
Auch bei der gesamtgesellschaftlichen Betrachtung der Umwidmung der Flächen – Photovoltaik statt Ackerbau – gibt es mögliche Nachteile.
Mögliche gesamtgesellschaftliche Nachteile
· Weniger landwirtschaftliche Produktionsfläche
Wird Ackerland zum Standort für Solarparks kann das zu einem Rückgang der landwirtschaftlichen Produktionsflächen und damit der landwirtschaftlichen Produktion führen. Das kann die regionale Lebensmittelversorgung beeinträchtigen.
Großflächige Solarparks können das Landschaftsbild erheblich verändern und Grund für Konflikte mit dem Landschaftsschutz sein. Da die Energiewende jedoch kein Nice-to-have, sondern ein Must-do ist, müssen hier gesamtgesellschaftliche Kompromisse gefunden werden: Die Freiflächen-PV als Säule der Energiewende ist schließlich unverzichtbar.
· Konflikte mit Naturschutzinteressen
Die Installation von großen PV-Freiflächenanlagen kann darüber hinaus auch zu Konflikten mit dem Naturschutz führen, insbesondere wenn sie in ökologisch sensiblen Gebieten errichtet werden. Auch hier gilt abzuwägen, welcher globale Kompromiss möglich ist, schließlich erspart ein erneuerbarer Solarpark an der einen Stelle eine fossile Energiegewinnungsanlage an anderer Stelle.
Zwischenfazit: Die Verpachtung von landwirtschaftlichen Flächen für große Photovoltaik-Freiflächenanlagen bringt sowohl betriebswirtschaftliche als auch gesamtgesellschaftliche Chancen und Herausforderungen mit sich. Während die Umwidmung der Flachen á la Photovoltaik statt Ackerbau eine stabile Einkommensquelle und einen Beitrag zur Energiewende darstellen kann, sind auch die langfristige Bindung der Flächen und mögliche Konflikte mit landwirtschaftlichen und naturschutzfachlichen Interessen zu berücksichtigen. Ein sorgfältiges Abwägen und Planen sind daher unumgänglich, um die Potenziale optimal zu nutzen und negative Auswirkungen zu minimieren.
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Photovoltaik statt Ackerbau 2025 – eine aktuelle Bestandsaufnahme
Nachdem wir beleuchtet haben,
· WAS „Photovoltaik statt Ackerbau“ heißt,
· WARUM Landwirtinnen beziehungsweise Landwirte ihre Flächen umwidmen
· und WELCHE Vor- und Nachteile ihnen und der gesamten Gemeinschaft daraus erwachsen,
liefern wir Ihnen abschließend eine kurze Bestandsaufnahme zu PV-Freiflächenanlagen in Deutschland.
PV-Zubau im Januar und Februar 2025 – im Vergleich zum Vorjahreszeitraum*
Der BSW Solar stellt für die Monate Januar und Februar 2025 ein Plus von 13Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum fest und beziffertdieses auf rund 2,81 GigawattPeak (GWP) im Jahr 2025 gegenüberrund 2,49 GWp im Jahr 2024:
PV-Zubau im Februar 2025 – im Vergleich zum vergleichbaren Vorjahresmonat* Februar 2024
Der BSW Solar stellt für den Februar 2025 ein Plus von 39 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahresmonat fest und beziffert dieses auf rund 1,51 GWP im Februar 2025 gegenüber rund 1,09 GWp im Februar 2024:
Quelle: BSW Solar auf Basis des Marktstammdatenregisters (Inbetriebnahmedatum der PV-Einheit); Stand 31.03.2025. Abweichungen in Summen und Prozentzahlen rundungsbedingt.
*Vergleich registrierter Inbetriebnahmen innerhalb identischer Registrierungszeiträume, um den verzerrenden Effekt von Nachmeldungen zu eliminieren.
Die beiden Vergleiche zeigen insbesondere für Freiflächenanlage-PV enorme Zuwächse und damit auch die Dynamik hinter dem Zubau.
32 Prozent der in Deutschland installierten PV-Leistung kommt von Solarparks
Allein im letzten Jahr wurden dem BSW Solar zufolge mehr als eine Million neue PV-Anlagen mit einer PV-Leistung von rund 17 Gigawatt (GW) neu installiert. Rund 104 GW installierte Solarstromleistung sind damit inzwischen in Betrieb –
· rund 38 Prozent davon auf Dächern von Eigenheimen,
Keine andere Stromerzeugungsform sei laut dem Branchenverband in der Bevölkerung so beliebt wie die Photovoltaik.
Von der Solarenergie würden keinesfalls nur die inzwischen fünf Millionen privaten und gewerblichen Betreiberinnen beziehungsweise Betreiber von Solaranlagen profitieren:
· Nach Berechnungen des energiewirtschaftlichen Beratungsunternehmens Neon lägen die Preise an der Strombörse ohne die Photovoltaik 25 Prozent über dem heutigen Niveau.
· Heimische Energieverbraucherinnen beziehungsweise -verbraucher würden damit inzwischen jährlich rund neun Milliarden Euro sparen: Für einen typischen Privathaushalt entsprächen die Einsparungen bei den Stromkosten etwa 80 Euro. Für industrielle Verbraucherinnen beziehungsweise Verbraucher lägen die Einsparungen bei etwa zehn Prozent. Wer im Besitz einer eigenen Solaranlage sei, könne demnach mit noch höheren jährlichen Einsparungen bei den Energiekosten rechnen.
Die Investitionsbereitschaft in neue Solarparks ist in Deutschland hoch
Zudem stellt der BSW Solar fest, dass die Investitionsbereitschaft in ebenerdig errichtete Solarparks weiter sehr hoch sei. Dies ergäben die von der Bundesnetzagentur veröffentlichten Ergebnisse der jüngsten und bislang größten EEG-Ausschreibung für die Photovoltaik, schreibt der Verband in seiner aktuellen Pressemeldung Ende April 2025.
Auf das Anfang März ausgeschriebene Auktionsvolumen von rund 2,6 GW hätten sich demnach 420 Projekte mit einem Gebotsvolumen in Höhe von 3,8 GW beworben. Der durchschnittliche Zuschlagwert betrug lediglich 4,66 Cent je kWh, was zu einem geringen Förderbedarf dieser Projekte führen werde.
· Insgesamt ist das Flächenpotenzial für Solarparks wesentlich größer als der benötigte Zubau von 200 GW bis zum Jahr 2040. Dieser könnte laut dem Öko-Institut bereits gänzlich mit PV-Anlagen auf vorbelasteten Flächen wie Parkplätze, Randstreifen, Gewerbegebiete gedeckt werden. Sogenannte benachteiligte Gebiete auf landwirtschaftlichen Flächen müssten demnach, wenn überhaupt, nur in sehr geringem Umfang in Anspruch genommen werden. Und PV-Anlagen außerhalb der EEG-Flächenkulisse (Förderkorridor) erscheinen in diesem Kontext nicht notwendig.
· Erhebliches technisch-realisierbares Potenzial, mit gleichzeitigen Synergieeffekten liegen auf landwirtschaftlichen Flächen, Mooren und Gewässern in der Nutzung von Agri-PV, Moor-PV, und Floating-PV vor.
· Würden die bis zum Jahr 2040 vorgesehenen PV-Freiflächenanlagen ausschließlich auf mit Energiepflanzen belegten Flächen installiert, bräuchte es nur 9 Prozent der dafür aktuell belegten Fläche. Wegen des wesentlich höheren Energieertrags von PV im Vergleich zu Biomasse könnte mit diesem Bruchteil der Fläche jedoch das 2,4 fache der Energie erzeugt werden.
Fazit: Photovoltaik statt Ackerbau – Chance und Herausforderung zugleich
Die Entscheidung, landwirtschaftliche Flächen für die Solarstromerzeugung zu nutzen, ist weit mehr als ein betriebswirtschaftlicher Schritt – sie spiegelt den tiefgreifenden Wandel wider, den die Landwirtschaft in Deutschland derzeit durchlebt. Zwischen wirtschaftlichem Druck, Klimawandel, gesellschaftlichen Erwartungen und technologischen Umbrüchen suchen immer mehr Landwirtinnen beziehungsweise Landwirte nach Wegen, ihre Betriebe zukunftsfähig aufzustellen. Die Verpachtung von Flächen für große Photovoltaikanlagen bietet ihnen eine stabile Einnahmequelle, entlastet sie von wachsender Unsicherheit im Agrarsektor und unterstützt gleichzeitig die Energiewende.
Gleichwohl sollten Sie als Landwirtin beziehungsweise Landwirt Ihre Entscheidung sorgfältig abwägen: Der Verlust von landwirtschaftlicher Fläche, steuerliche Folgen und langfristige Vertragsbindungen machen eine vorausschauende Planung nötig.
Photovoltaik statt Ackerbau ist kein Allheilmittel, aber eine echte Alternative – insbesondere für weniger ertragreiche Flächen und Betriebe, die sich wirtschaftlich breiter aufstellen wollen. Damit leisten Sie als Flächeneigentümerin beziehungsweise -eigentümer nicht nur einen Beitrag zu ihrer eigenen Zukunft, sondern auch zur nachhaltigen Transformation von Landwirtschaft und Energieversorgung.
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