Der Photovoltaik-Markt in Baden-Württemberg bleibt auch 2025 ein zentraler Treiber der Energiewende – allerdings mit deutlichen regionalen Unterschieden. Neue Halbjahresdaten zeigen: Obwohl der PV-Zubau weiterhin auf hohem Niveau liegt, fällt er geringer aus als im Rekordjahr zuvor. Für Eigentümer landwirtschaftlicher oder ungenutzter Flächen ist dieser Trend gleich in mehrfacher Hinsicht relevant: Er zeigt, in welchen Regionen der Ausbau stark voranschreitet, wo noch Potenzial besteht und welche Rahmenbedingungen die Entwicklung aktuell bestimmen.
Dieser Artikel ordnet die neuesten Zahlen ein, analysiert die regionalen Unterschiede und erklärt, welche Chancen sich jetzt für Flächeneigentümer ergeben, die ihre Grundstücke für Photovoltaik-Freiflächen verpachten möchten.
Photovoltaik-Zubau im ersten Halbjahr 2025: Hohe Dynamik, aber spürbare Verlangsamung
Im ersten Halbjahr 2025 wurden in Baden-Württemberg Photovoltaikanlagen mit insgesamt 988 Megawatt installierter Leistung in Betrieb genommen. Damit bleibt der Südwesten einer der aktivsten PV-Standorte in Deutschland. Allerdings liegt der Ausbau 15 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum, der mit 1.158 Megawatt ein historisch starkes Halbjahr darstellte.
Die Daten stammen aus dem Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur und wurden durch das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) ausgewertet. Sie fließen in die Rangliste der sogenannten „Photovoltaik-Liga Baden-Württemberg“ ein, die vom Solar Cluster Baden-Württemberg und der KEA-BW erstellt wird.
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Was die Verlangsamung bedeutet
Trotz des Rückgangs bleibt der Ausbau robust. Die Ursachen liegen weniger in fehlender Nachfrage als in Unsicherheiten auf Bundesebene: Industrie, Kommunen und Projektentwickler reagieren sichtbar sensibel auf politische Signale, die den Ausbaupfad unklar erscheinen lassen. Verzögerte Entscheidungen auf Bundesebene – etwa zur zukünftigen Ausrichtung der Energiewende und zur Gasstrategie – bremsen den Markt kurzfristig aus.
Für Flächeneigentümer bedeutet dies eine paradoxe, aber vorteilhafte Situation:
Die Nachfrage nach geeigneten Flächen bleibt hoch, während zugleich das Angebot projektierbarer Areale nicht ausreicht.
Es gibt große regionale Unterschiede: Welche Landkreise vorne liegen
Die Verteilung des PV-Zubaus im Jahr 2025 zeigt deutliche Unterschiede zwischen ländlichen Regionen und Stadtkreisen. Insbesondere dort, wo ausreichend Freiflächen verfügbar sind, entstehen neue Solarparks – oft im zweistelligen Megawattbereich.
Top 5 Landkreise beim gesamten PV-Zubau (H1 2025)
- Landkreis Biberach – 126,3 MW
- Neckar-Odenwald-Kreis – 49,9 MW
- Landkreis Konstanz – 39,6 MW
- Ortenaukreis – 39,5 MW
- Alb-Donau-Kreis – 39,3 MW
Mehr zum Thema Landpacht lesen Sie hier auf unserem Blog:
Damit setzt sich besonders der Landkreis Biberach deutlich vom restlichen Land ab. Ein maßgeblicher Treiber ist der neue Solarpark in Langenenslingen mit einer installierten Leistung von 80 Megawatt – die größte Anlage Baden-Württembergs.
Am unteren Ende der Rangliste steht der Stadtkreis Pforzheim mit lediglich 2,7 Megawatt. Die schwachen Platzierungen der Stadtkreise sind ein langfristiges Muster, das vor allem auf begrenzte Dachflächen und fehlende Freiflächen zurückzuführen ist.
Warum Landkreise dominieren
- Mehr Platz für große Freiflächenanlagen
- Weniger Abstimmungsprozesse als in Mehrfamilienhäusern
- Hohe Dachflächen auf landwirtschaftlichen Betrieben
- Bessere Erreichbarkeit und geringere Flächenkonkurrenzen
Rekorde bei Balkonsolaranlagen – aber geringe Relevanz im Gesamtmarkt
Neben großen Solarparks wächst auch der Markt der Balkonsolaranlagen weiter. Im ersten Halbjahr 2025 wurden im Südwesten 35 Megawatt steckerfertige Mini-Anlagen neu installiert – ein Zuwachs von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Insgesamt sind im Marktstammdatenregister 133.002 Anlagen erfasst. Die reale Zahl dürfte höher sein, da viele Nutzer die Anmeldung nicht durchführen.
Trotz der hohen Stückzahlen spielen Balkonsysteme für den Gesamtzubau mit einem Anteil von 3,5 Prozent jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Für den Photovoltaikausbau in der Fläche sind sie kaum relevant – anders als große Dachanlagen oder Solarparks.
Gebäude-Photovoltaik im Vergleich: Wo Dächer dominieren
Die Halbjahreszahlen unterscheiden klar zwischen Dachanlagen und Freiflächenanlagen. Bei den Gebäudeanlagen dominieren vor allem Landkreise mit großem Gewerbe- und Agrarflächenanteil.
Top 5 Landkreise bei neuen Gebäude-PV-Anlagen (H1 2025)
- Ortenaukreis – 34,8 MW
- Rhein-Neckar-Kreis – 31,1 MW
- Landkreis Karlsruhe – 31 MW
- Ostalbkreis – 29,5 MW
- Landkreis Ravensburg – 25,9 MW
Besonders interessant: Der Ortenaukreis führt das Gebäuderanking klar an, liegt aber beim Freiflächenausbau deutlich zurück. Dadurch ergibt sich eine gemischte Gesamtplatzierung.
Mehr zu Planung, Genehmigungen und Bau eines Solarparks lesen Sie in unseren folgenden Beiträgen hier auf dem Blog:
Wo Freiflächenanlagen dominieren: Solarparks treiben den Zubau
Der Zubau von Solarparks entscheidet maßgeblich über die Spitzenpositionen in der PV-Liga. Insbesondere fünf Landkreise haben im ersten Halbjahr 2025 stark zugelegt.
Top 5 Landkreise bei neuen Solarparks (H1 2025)
- Landkreis Biberach – 102,5 MW
- Neckar-Odenwald-Kreis – 36,6 MW
- Landkreis Konstanz – 25,9 MW
- Alb-Donau-Kreis – 21,5 MW
- Main-Tauber-Kreis – 16,4 MW
Der massive Vorsprung des Landkreises Biberach belegt, wie stark ein einzelner großer Solarpark den regionalen Ausbau beeinflussen kann. Gleichzeitig zeigt sich: Solche Projekte entstehen bevorzugt in Regionen, die über ausreichend geeignete landwirtschaftliche Flächen verfügen.
Gesamtleistung: Baden-Württemberg bei 13,5 Gigawatt – aber große Potenziale bleiben ungenutzt
Die insgesamt installierte Photovoltaikleistung im Südwesten beträgt mittlerweile 13.520 Megawatt. Die größten Bestände befinden sich in:
- Landkreis Biberach – 688 MW
- Alb-Donau-Kreis – 647 MW
- Ortenaukreis – 602 MW
- Landkreis Ravensburg – 598 MW
- Landkreis Schwäbisch Hall – 539 MW
Trotz des starken Ausbaus bleibt viel Potenzial ungenutzt. Ein Blick auf das Photovoltaik-Dashboard der LUBW zeigt:
Der Anteil genutzter Flächen auf geeigneten Dächern liegt – je nach Landkreis – nur zwischen 8 und 30 Prozent.
Jetzt ist die richtige Zeit für PV-Verpachtung
Der aktuelle Ausbau verdeutlicht mehrere Entwicklungen, die für Grundstückseigentümer relevant sind:
Da große Solarparks den Zubau dominieren, suchen Projektentwickler verstärkt nach geeigneten Grundstücken in ländlichen Regionen. Insbesondere in Regionen mit niedriger installierter Leistung bestehen gute Chancen, als Pilot- oder Ausbaugebiet bevorzugt entwickelt zu werden. Da Investoren Planungssicherheit suchen, werden gut geeignete und frühzeitig gesicherte Flächen aktuell besonders stark nachgefragt.
Pachtverträge für Solarparks bieten:
- stabile Zahlungen über 30 Jahre,
- indexierte Pachtanpassungen,
- minimale Belastung der Fläche während der Vertragslaufzeit.
Für Landwirte kann die Verpachtung eines Teilbereichs zudem eine wertvolle Möglichkeit zur Ertragsdiversifizierung darstellen.
Mehr zum Thema Landverpachten und Steuern lesen Sie in unseren folgenden Blogbeiträgen:
• Freiflächen-Photovoltaik im Steuerrecht: Spagat zwischen Einnahmen und Steuern
• Einkommenssteuer bei Flächen, die für Solar verpachtet werden
• Welche steuerlichen Vorteile es bringt, wenn die Freiflächen-Photovoltaik als landwirtschaftliches Vermögen zählt
Der PV-Ausbau 2025 zeigt klare Trends – und große Chancen
Die Halbjahreszahlen 2025 belegen: Baden-Württemberg bleibt beim Photovoltaikausbau bundesweit vorn, auch wenn sich das Tempo leicht verlangsamt hat. Besonders dynamisch sind die Landkreise mit umfangreichen Freiflächenpotenzialen, während Stadtkreise aufgrund struktureller Einschränkungen weiterhin deutlich zurückfallen.
Für Eigentümer landwirtschaftlicher oder ungenutzter Flächen ist 2025 ein günstiger Zeitpunkt, um den Einstieg in die Flächenverpachtung zu prüfen. Die Nachfrage nach geeigneten Arealen bleibt hoch, und die politischen Rahmenbedingungen sprechen langfristig klar für einen weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien.
Wer jetzt handelt, kann sich attraktive Pachtkonditionen sichern und einen nachhaltigen Beitrag zur Energiewende leisten.