Solarparks fördern Vogelvielfalt

Neue Studie untersucht Auswirkungenvon Solarparks auf Vögel am Standort

Lautder Studie sind große Photovoltaik-Anlagen auf landwirtschaftlichen Flächen zwar ein vergleichsweiseneuer, von Menschen geschaffener, also anthropogener Lebensraum – doch dieserwird sich künftig weiterverbreiten. AufAckern und Grünland liege das größte Potenzial für die solare Stromerzeugung,schreiben die Studienautor*innen im „Journal für Environmental Management“ (aufDeutsch: „Zeitschrift für Umweltmanagement“), in dessen Februarausgabe dieStudie veröffentlicht wurde.

DasWissen über die Auswirkungen vonSolarparks auf die biologische Vielfalt am Standort ist der Studie zufolge noch spärlich und zudem räumlich begrenzt.Das Forscherteam um Benjamín Jarčuška untersuchte deshalb, wie sich Solarparksauf den Artenreichtum von Vögeln am Standort auswirken. Die Forscher*innenuntersuchten dazu, wie sich die Vogelgemeinschaften in der Slowakei(Mitteleuropa) unter Berücksichtigung

·      der Bodenbedeckung vor dem Bau derAnlagen,

·      der Höhenlage

·      und des Landschaftskontextes

entwickeln.

„Wirerfassten sogenannte Brutvögel, Futtervögelund Sitzvögel auf 32 Solarpark-Flächen und 32 angrenzenden Kontrollflächen inder Slowakei während einer Brutsaison im Jahr 2022. Die untersuchtenFlächen im Pannonischen Becken und in den Westkarpaten waren jeweils zweiHektar (ha) groß“, schreiben die Studienautor*innen.

Die wichtigsten Studienergebnisse auf einen Blick

·      Dabei fanden sie heraus, dass Solarparks insgesamt artenreicher an Vögelnsind.

·      Zudem gab es an Standorten mit Grünland mehr Amphibien und Reptilien sowieBodenfresser als in den zugehörigen Grünland-Kontrollparzellen.

·      Die Studie zeigte darüber hinaus,dass sich die Vogelgemeinschaften auf denmit Solarparks bestückten Flächen nicht nur anders zusammensetzten als die auf den Kontrollflächen, sondernsich auch von denen der sie umgebenden regionalen Agrarlandschaft insgesamtunterschieden. Dafür machten die Studienautor*innen großteils den Parzellentypund den Landschaftskontext verantwortlich.

·      Vogelarten wie Gartenrotschwanz,Schwarzkehlchen, Schafstelze und Feldsperling identifizierten sie alsIndikatorarten für Solarparks.

·      Das beobachtete „Vogelmuster“ lassesich demnach auf die höhere strukturelle Vielfalt von Solarparks zurückführen. Wozudie Forschenden anmerken, dass es sich bei den untersuchten ausschließlich umSolarparks zur Stromerzeugung handelte. Es waren also keine Solarparks miteiner Doppelnutzung darunter, wie sie bei Agri-PV-Solarparksstattfindet.

·      Deshalb geht das Forschungsteam davonaus, dass Solarparks mit einem stärkerenFokus auf Wildtiere einen noch größeren positiven Einfluss auf dieVogelvielfalt in einer Agrarlandschaft hätten.

Klimatische und Lagebedingungen deruntersuchten Solarpark-Standorte

Lautder neuen Studie zu den Auswirkungen vonSolarparks auf die Vögel am Standort reichen die klimatischen Bedingungenin der Slowakei von ozeanisch im westlichen Teil bis zu kontinentalem Klima imöstlichen Teil des Landes. Die mittleren Jahrestemperaturen der untersuchtenOrte liegen zwischen 5,3 bis 10,2 Grad Celsius (°C). Die Niederschläge reichenvon 503 Millimetern (mm) bis 921 mm. Die Anlagenstandorte weisen eine Höhenlagezwischen 95 bis 858 Metern (m) über dem Meeresspiegel auf.

Diewichtigsten sogenannten Landbedeckungsklassenim Umkreis von 500 m um das Zentrum jeder untersuchten Parzelle waren

·      Ackerland,

·      künstlich angelegte Flächen,

·      Wälder,

·      landwirtschaftliche und natürlicheFlächen

·      sowie Grünland.

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So wurden die Studienergebnisse ermittelt

Die Forscher*innen waren zwei Mal an jedem Standort. Sie beobachteten bei ihren Besuchenjeweils 20 Minuten lang per Fernglasjede Fläche, um alle Vögel zuermitteln, die darauf zu sehen oderzu hören waren. Danach teilten sie die gezählten Vögel nach Art,Populationstrends, Nistplätzen, Nahrung und Futterschichten ein.

An jedem Standort zählten die ForschendenProben von jeweils einem Parzellenpaar, also

·      sowohl vom Solarpark

·      als auch von der zugehörigen Kontrollfläche.

Dieeingezäunten PV-Freiflächen-Anlagen waren mindestens 2 ha groß und hatten eine Leistung von mehr als 0,9 Megawatt (MW).Die Verteilung und Kapazität von Solarparks in der Slowakei hatte man sichzuvor von der slowakischen Regulierungsbehörde für die Netzindustrieneingeholt.

Beiden untersuchten Solarparks waren die PV-Moduleimmer auf Solargestellen mit festem Neigungswinkel montiert – nur bei einerAnlage saßen sie auf der Sonne zweiachsig nachgeführten Gestellen (sogenanntesbiaxiales Nachführungssystem). Die PV-Freiflächenanlagen standen mindestens acht Jahre vor der Untersuchung derörtlichen Vogelwelt schon in der Landschaft.

Diegepaarten Kontrollflächen imangrenzenden Ackerland wurden anhand historischer Bilder in Google EarthPro ausgewählt. Die Kontrollflächen entsprachenimmer der Art von Bodenbedeckung, Ackerland oder Grünland, die es auch am Standort des Solarparks gegebenhätte, wenn dieser dort nicht stünde. Die Wissenschaftler*innen hatten beimZusammenstellen der Flächenpaare auch darauf geachtet, dass sich deren topographische Bedingungen wie Hangneigungund Lage ähnelten. Das gilt auch für die lokale Lebensraumstruktur,insbesondere das Vorhandensein von Gehölzen in der Nähe der Solarparks und derKontrollflächen. Auf diese Weise konnten unterschiedlich störende Auswirkungen derlokalen Lebensraumstruktur auf die Vogelgemeinschaften vermieden oder zumindestminimiert werden.

Zieldes Ganzen war es, dass sich die gepaartenParzellen möglichst nur darin unterschieden, dass auf einer von beiden der Solarpark stand und auf der anderen nicht.Die Forscher*innen gehen daher davon aus, dass sich der Erhaltungswert derKontrollflächen nicht von dem der Flächen unterscheidet, auf denen dieSolarparks stehen.

DerMindestabstand von Kante zu Kantezwischen gepaarten Parzellen betrug 500 m, um die räumliche Abhängigkeit zuminimieren. Der maximale Abstand zwischen den Parzellenpaaren betrug 1.500 m.

In derStudie wurden

·      17 Solarparks auf Ackerland

·      und 15 Parks auf Grünland

untersucht.

Was meint die Studie mit Ackerland?

Wobeimit Ackerland landwirtschaftlicheFlächen gemeint sind, die für die jährliche Ernte von Dauerkulturen genutzt werden,sowie zeitweise brachliegende Flächen (sogenanntes Brachland / eine Kontrollfläche).

Was meint die Studie mit Grünland?

UnterGrünland verstehen dieStudienautor*innen Dauergrünland, das für die Heugewinnung oder als Weidegenutzt wird. Ebenso zählen sie aufgegebenes Grünland dazu, also Ackerland, dasseit mehr als dreizehn Jahren nicht bewirtschaftet ist (eine Kontrollfläche), sowieÖdland ohne oder mit spärlichem Gehölzbewuchs auf weniger als zehn Prozent derFläche (eine Kontrollfläche).

Alle Ergebnisse der neuen Studie zuden Auswirkungen von Solarparks auf Vögel

Insgesamtfanden die Wissenschaftler*innen bei ihren Besuchen der Flächen 624 Individuen und 53 Vogelarten vor. ZwanzigArten wurden nur auf einer einzigen Fläche erfasst.

·      8 Arten wurden als Agrar-Vogelartenmit einem abnehmenden 10-Jahres-Trend,

·      13 Arten mit einem rückläufigenLangzeittrend,

·      23 Arten als Amphibien und Reptilien,

·      16 als Samenfresser,

·      17 als Bodenfresser,

·      14 als Bodenbrüter eingestuft.

Diehäufigsten Vögel waren:

·      der Feldsperling (Passer montanus,n= 73),

·      der Gemeine Star (Sturnusvulgaris, n = 64),

·      das Schwarzkehlchen (Saxicolarubicola, n = 57),

·      die Ringeltaube (Columba palumbus,n = 44)

·      und die Feldlerche (Alaudaarvensis, n = 41)

Dieam häufigsten vorkommenden Vogelartenwaren laut der Studie:  

·      Schwarzkehlchen (Häufigkeit: 43,8 Prozent),

·      Feldlerche (Häufigkeit: 31,3Prozent),

·      Bachstelze (Motacilla alba, Häufigkeit:28,1 Prozent),

·      Neuntöter (Lanius collurio, Häufigkeit:25 Prozent)

·      und Feldsperling (Häufigkeit: 25,0Prozent)

Auswirkungen der Solarparks

Im Rahmen der Studiewurden

·      353 Individuen von 41 Arten in denSolarparks

·      und 271 Individuen von 40 Arten inden Kontrollparzellen gezählt.

·      In Solarparks wurden 13einzigartige Arten und 12 auf Kontrollparzellen festgestellt.

Es gab der Studiezufolge statistisch signifikanteUnterschiede zwischen den Solarparks und den Kontrollflächen – und zwar bei

·      der Gesamtartenvielfalt der Vögel,

·      beim spezifischen Biodiversitätsfaktor

·      und bei der Artenvielfalt derWirbellosenfresser.

Diese Variablen waren in den Solarparks jeweils höher als auf den Kontrollflächen. AlsGrund dafür nennen die Forscher*innen unter anderem die Verfügbarkeit anNahrung für insektenfressende Vögel.

Weil im Winter weniger Nahrung zur Verfügungsteht, könne man laut den Studienautor*innen davon ausgehen, dass sich Solarparks außerhalb der Brutzeit positivauf Ackervögel auswirken. Die Solarparkflächen dienen zum Beispiel Zugvögelnwährend des Zugs und der Überwinterung als Zwischenstopp-, Nahrungs- undSchlafplätze. Ein Grund dafür ist, dass im Winter der Boden unter den Solarmodulenschneefrei bleibt, erklärten die Wissenschaftler*innen.

So wurde vor Ort beobachtet,

·      dass Gartenrotschwänze undBachstelzen in den Stützen der Anlagen nisteten.

·      dass Feldsperlinge in den Rohrendes Montagesystems nisteten.

·      dass Schwarzkehlchen in derunkultivierten oder extensiven Vegetation unter den Modulen oder neben dem Zaunnisteten.

Eine signifikante Wechselwirkung zwischen demParzellentyp und der vorherigen Bodenbedeckung beeinflusste zudem die Vielfaltder Bodenfresser: Von ihnen gab es in den Kontrollflächen auf Grünland wenigerals in den auf Grünland stehenden Solarparks. Andere signifikanteWechselwirkungen zwischen dem Parzellentyp und der vorherigen Bodenbedeckunggab’s aber nicht. Das weise den Wissenschaftler*innen zufolge darauf hin, dassdie Art der Bodenbedeckung vor der Errichtungdes Solarparks keinen Einfluss auf die Unterschiede zwischen Solarparks undKontrollflächen hatte.

·      Schwarzkehlchen, Feldsperling,Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros), Bachstelze und Neuntöter waren amstärksten mit Solarparks assoziiert.

·      Feldlerche, Fasan (Phasianuscolchicus) und Ringeltaube traten am häufigsten auf Kontrollflächen in einervon Ackerland dominierten Landschaft in niedrigeren Lagen auf.

·      Misteldrossel (Turdus viscivorus)und Feldsperling (Turdus pilaris) fanden sich am häufigsten auf denKontrollflächen im Grünland ein.

Die Verteilung derVariation zeigte, dass die größtenAnteile in der Zusammensetzung der Vogelgemeinschaft vom Parzellentyp und vomLandschaftskontext beeinflusst wurden, obwohl die Hälfte des Beitrags desLandschaftskontexts mit anderen Variablen geteilt wurde, vor allem mit derfrüheren Bodenbedeckung und der Höhe. Der reine Effekt der früherenBodenbedeckung allein war dagegen nicht signifikant.

Fazit

Die Wissenschaftler*innen kommen zu dem Schluss, dass Solarparks dieVogelgemeinschaft in einer homogenen und intensiv bewirtschaftetenAgrarlandschaft positiv beeinflussen können. Das dient auch demVogelartenreichtum und der Vogelartenvielfalt – als Nebenprodukt der solarenStromerzeugung.

Offen bleibt noch die Frage, obSolarparks als ökologische Fallen für einige Vogelarten wirken können: ZumBeispiel könnten Nester von Arten, die auf Tragstrukturen von Solarmodulennisten, leichter von Nesträubern wie Steinmardern oder Eichhörnchen ausgeraubtwerden.

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